Wie die Klangschalen, so sind auch Gongs aus musikwissenschaftlicher Sicht den Metallideophonen zuzuordnen. Sie zählen zu den ältesten und wichtigsten Musikinstrumenten Südostasiens. Auch bei diesen Instrumenten ist sich die Fachwelt hinsichtlich Ursprung und Verwendung nicht ganz einig. Über ihr Alter wird spekuliert, manche vermuten, dass es bereits im Bronzezeitalter, also 3.500 v. Chr., erste Vorläufer gab, andere berufen sich auf Fakten, wonach sich die Ursprünge bis ins 2.000 v.Chr. zurückverfolgen lassen. Als Hauptzentren der Gongkultur gelten vor allem Burma, China, Annam und Java, wobei die sogenannten „Kettle Drums“, bronzene Kesseltrommeln, einhellig als Vorläufer der Gongs anerkannt sind. Daraus entwickelten sich verschiedene Formen von Gongs. Die verschiedenen Instrumente verbreiteten sich im Laufe der Jahrhunderte über die berühmte Seidenstraße bis nach Japan.
Im gesamten fernöstlichen Kulturkreis kam und kommt dem Gong ein wichtiger
Bestandteil im Leben der Menschen zu.
Ursprünglichste Funktion war wohl die der Signalübermittlung, um bestimmte Tagesabläufe oder Zeremonien anzukündigen. Bei religiösen Zeremonien gespielt, sollten sie aber auch die Aufmerksamkeit schlafender Götter erregen. Sie sollten Geister beschwören oder Dämonen bannen. Und auch heute haben Gongs bei den Ritualen fernöstlichen Religionen eine besondere Bedeutung. Als Musikinstrumente begleiteten und begleiten sie Tanz-, Gesangs- und Gebetszeremonien. Sie werden auch bei privaten Hauskonzerten oder Theateraufführungen gespielt. Bei den traditionellen indonesischen Gamelan-Orchestern sind Gongspiele mit bis zu 18 Tönen keine Seltenheit. Aufgrund der teuren Herstellungsmaterialien und der oft aufwändigen Verzierung war der Gong Zeichen von Wohlstand und Reichtum. Er war nicht nur beliebte Handelsware, sondern wurde auch als Geldersatzmittel anerkannt. Doch der Gong hat auch eine Schattenseite. So soll er in China z.B. als Folterinstrument verwendet worden sein. Der Angeklagte, der zwischen zwei großen Gongs festgebunden wurde, war ihrer mächtigen Klangfülle ausgeliefert. Vergegenwärtigt man sich, dass der klangliche Umfang von Gongs von der Hörschwelle bis zu 90 dB und darüber hinaus reichen kann, wird gut vorstellbar, dass im Anschwellen zweier Instrumente die Lautstärke von 150 dB – und damit die menschliche Schmerzgrenze – durchaus überschritten werden konnte.
Erst im 16. Jahrhundert kamen diese faszinierenden Instrumente im Zuge der Kolonialisierung über den Seeweg von Asien nach Europa. Aufgrund ihrer kostbaren Metalllegierung und der häufig auch künstlerisch und klanglich beeindruckenden Ausstrahlung waren sie begehrte Handelsware. Doch leider fristeten sie ihr Dasein oft nur als Signalinstrumente, die im bürgerlichen Haushalt die Essenzeiten meldeten oder die Weltoffenheit des Hauses repräsentieren sollten.
Der Einzug des Gongs in die westliche Musikkultur
Der eigentliche Einzug in die westliche Musikkultur lässt sich auf das Jahr 1889 datieren. Damals fand in Paris die Weltausstellung statt und im niederländischen Pavillon präsentieren javanische und annamitische Gamelan-Ensembles die Musik ihres Kulturkreises. Der typische Sound der Gamelan-Orchester, die vor allem in Java und Bali zu einer hohen Kultur entwickelt wurden, basiert vor allem auf Gongs, Gongreihen und Metallophonen, die je nach Größe und Verwendungszeck durch Trommeln, Saiteninstrumente, Flöten und Gesang ergänzt werden. Claude Debussy war einer der ersten Musiker, die sich ernsthaft mit den Einflüssen dieses Musikstils auseinandersetzten. Auch Maurice Ravel gehört zu den Pionieren, denn er wies dem Gong in seinem „Bolero“ einen ihm gebührenden Platz zu. Viele weitere Musiker nutzen das exotische Instrument, auch wenn sein Einsatz oft auf dramatische Effekte beschränkt blieb und bleibt. In den vergangenen Jahren haben Musiker wie Jens Zygar, Johannes Heimrath oder Bardo den Gong durch internationale Konzerte publik gemacht. Auch Peter Hess entdeckte das Potenzial der Gongs und integrierte sie bereits Ende der 1989er Jahre in sein Konzept der Klangmassage und Klangmethoden. Zu Beginn waren es Peter Hess und seine ersten Mitarbeiterinnen Connie Henning, Elisabeth Dierlich oder Emily Hess, die die klingenden Bronzescheiben mit ihren vielfältigen Erfahrungsmöglichkeiten in den Seminaren des Peter Hess® Instituts einem breiten Publikum zugänglich machten. Diese wiederum gaben ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit Begeisterung in ihren eigenen Klangpraxen weiter, sodass heute viele Menschen das Instrument Gong kennen.